[] Der Vorstand des international tätigen Automobilzulieferer Edscha AG hat beim zuständigen Amtsgericht Wuppertal die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die europäischen Standorte beantragt. Das Amtsgericht hat daraufhin Rechtsanwalt Dr. Jörg Nerlich von der Kanzlei Görg Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Die Insolvenz wurde für die Zentrale in Remscheid (300 Beschäftigte), für die drei deutschen Produktionsstandorte in Hengersberg (1300 Beschäftigte), Hauzenberg (400 Beschäftigte) und Regensburg (300 Beschäftigte) sowie für 11 weitere Standorte in Europa angemeldet. Betroffen sind davon insgesamt rund 4.200 Mitarbeiter, 2.300 davon in Deutschland. Für die Gesellschaften in Asien und in Amerika wurde kein Insolvenzantrag gestellt.
Der vorläufige Insolvenzverwalter kündigte an, sich schnellstmöglich einen Überblick über das Unternehmen zu verschaffen. Außerdem werde er sofort die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Beschäftigten beantragen. „Wir werden in den kommenden Wochen ein Sanierungs- und
Restrukturierungskonzept erarbeiten mit dem Ziel, das Unternehmen wieder auf gesunde Beine zu stellen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Nerlich. „Das Insolvenzrecht bietet uns hierfür gute Gestaltungsmöglichkeiten."
Gemeinsam mit Dr. Manfred Puhlmann, Vorstandsvorsitzender der Edscha AG, erklärte Nerlich, den Geschäftsbetrieb an den Standorten aufrecht erhalten zu wollen. „Wir werden kurzfristig die notwendigen Gespräche mit den Beteiligten aufnehmen, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren."
Hintergrund des Insolvenzantrages
Grund für den Insolvenzantrag sind die massiv rückläufigen Entwicklungen am weltweiten Automobilmarkt in Kombination mit einem sich deutlich verschlechterten Zugang zur Finanzierung auf den Kapitalmärkten. In den letzten 3 Monaten musste die Edscha Gruppe dramatische Umsatzeinbrüche verkraften, die mit eigenen Mitteln nicht mehr aufgefangen werden konnte.
Zur Edscha Gruppe
Als Weltmarktführer bei Scharniersystemen und führender Anbieter von Cabrio-Dachsystemen ist Edscha ein unverzichtbarer Partner der Automobilhersteller. Die Edscha Gruppe nimmt in ihren Produktsegmenten eine Spitzenstellung im Wettbewerb ein, verfügt über innovative Produkte und zukunftsweisende Technologien – damit erfüllen die betroffenen Gesellschaften wesentliche Voraussetzungen, um die langfristigen Herausforderungen in der Automobilindustrie zu meistern.
Seit seiner Gründung im Jahr 1870 hat sich das Unternehmen zum weltgrößten Lieferanten für Scharniersysteme und führendem Anbieter von Cabrio-Dachsystemen entwickelt. Heute bedient die Edscha Gruppe nahezu alle Automobilhersteller weltweit mit ihren Produkten und ihrem Know-how.
Beispiele für die Innovationskraft und Systemkompetenz des Unternehmens sind Produkte wie elektrisch angetriebene Fahrzeugklappen und -türen, stufenlose Türfeststeller sowie neuartige Dachsysteme für Cabriolets. Mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro im Geschäftsjahr 2007/2008 zählt Edscha zu den 100 größten Automobilzulieferern weltweit. An 29 Standorten in 16 Ländern beschäftigt die Edscha Gruppe derzeit rund 5.800 Mitarbeiter. Neben den Standorten in Deutschland haben die Verantwortlichen den Insolvenzantrag auch für die Gesellschaften in folgenden Ländern Europas gestellt: Jeweils für zwei Standorte in Tschechien, Slowakei, Spanien und Frankreich sowie jeweils ein Standort in Großbritannien, Portugal, Italien.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter
Dr. Jörg Nerlich war bis Anfang 2008 in eigener Kanzlei tätig. Vor knapp einem Jahr fusionierten er und seine Kollegen mit Görg Rechtsanwälte. Durch die Fusion entstand die größte Insolvenzverwalter-Kanzlei in Nordrhein-Westfalen.