Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist längst kein Randthema mehr: Steigende Lebenserwartung, gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Unsicherheiten rücken sie immer stärker in den Fokus. Burkard Fabritius, Partner und Fachanwalt für Arbeitsrecht bei GÖRG in Hamburg, erläutert in einem Interview mit dem Betriebs-Berater, warum Unternehmen ihre Versorgungszusagen regelmäßig überprüfen sollten und welche Risiken dabei besonders häufig auftreten.
Fokus auf rechtliche Risiken
Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren bereits neue bAV-Konzepte entwickelt, um finanzielle Risiken aus hohen Zins- und Rechnungszinsen zu begrenzen. Dennoch schlummern in alten Verträgen und Versorgungsordnungen häufig unbekannte Haftungsfallen. Mit Blick auf zunehmende Rentenanträge und entsprechende Klagen wächst die Unsicherheit: Können ehemalige Beschäftigte höhere Leistungen einfordern, als ursprünglich kalkuliert?
Ein erstes Warnsignal ist häufig ein Unternehmensverkauf (M&A-Prozess), wenn Käufer präzise wissen möchten, welche Pensionslasten und Verpflichtungen sie übernehmen. Daneben spielt die Insolvenzsicherung eine große Rolle: Kommt es zum Krisenfall, sind etwaige Altersversorgungszusagen oft nur unzureichend abgesichert, wenn sie nicht eindeutig dokumentiert sind. Ein dritter Faktor ist die interne Risikoanalyse. Immer mehr Firmen prüfen gezielt ihren Bestand an Altverträgen und analysieren etwaige Lücken oder missverständliche Zusagen.
Warum Unternehmen frühzeitig reagieren sollten
Eine betriebliche Altersversorgung umfasst nicht nur arbeitsrechtliche, sondern auch steuer- und sozialversicherungsrechtliche Aspekte. Schon kleine Unschärfen in den Verträgen können sich später als große Risiken entpuppen. Für Unternehmen empfiehlt es sich daher, bestehende Versorgungssysteme regelmäßig prüfen zu lassen: So lassen sich Haftungsfallen rechtzeitig erkennen, Vertragsgestaltungen optimieren und langfristige Planungssicherheit schaffen.
Unternehmen, die die Komplexität der bAV unterschätzen, könnten sich sonst in der Zukunft mit unerwarteten Klagen konfrontiert sehen. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den bestehenden Pensionszusagen, potenziellen Nachbesserungspflichten und aktuellen gesetzlichen Vorgaben ist deshalb unerlässlich.
Hier zum vollständigen Video des Interviews: https://www.youtube.com/watch?v=LxHdGjqjz44